Ein Wort an Angehörige und Freunde von Suchtkranken

Süchtige Menschen sind krank, dabei handelt es sich jedoch um eine völlig andere Art von Krankheit als zum Beispiel bei einer Blinddarmentzündung, einem Beinbruch oder einer Grippe. Wer eine Sucht entwickelt, hat sich häufig bereits in vielen Bereichen seines Erlebens und Verhaltens verändert, bevor bei einer medizinischen Untersuchung auf der körperlichen Ebene krankhafte Befunde festgestellt werden können. Das stellen am ehesten Angehörige und Freunde fest. Viele Ehepartner sagen z. B.: „Das ist nicht mehr der Mensch, den ich einmal geheiratet habe.“

Auf jeden Alkoholkranken kommen ungefähr 4-5 Angehörige, die unter den Folgen der Sucht leiden. Was für den Suchtkranken das Suchtmittel bedeutet, ist für Angehörige der suchtkranke Partner oder die Partnerin: Irgendwann dreht sich ihr ganzes Denken, Fühlen und Handeln um den suchtkranken Menschen. Die Abhängigkeit verändert auch das Leben der Familienangehörigen, Partner und Freunde.

Angehörige

Das Verhalten von suchtkranker Menschen belastet in außerordentlicher Weise auch ihre Angehörigen wie die Eltern, Partner und Kinder, aber auch Freunde und Arbeitskollegen. Die wollen helfen, weil sie in einem langen Leidensprozess immer mehr von deren Sucht mitbekommen und den suchtkranken Menschen meist trotz des erfahrenen Leides lieb haben.
Aus der Not heraus übernehmen sie Verantwortung für die Dinge, für die der Abhängige verantwortlich ist. Da sich die Gedanken Angehöriger immer mehr um den Suchtkranken drehen, nehmen sie ihre eigenen Gefühle kaum mehr wahr und stellen eigene Bedürfnisse immer mehr zurück.
 

Hier finden Angehörige Hilfe:

  • Fachlich qualifizierte Unterstützung erhalten Sie in Suchtberatungsstellen. Diese sind nicht nur für die Suchtkranken da, sondern ebenso für Angehörige. Die Beratung ist kostenlos und auf Wunsch anonym. Weder ein Krankenschein noch eine Überweisung ist nötig.
  • An vielen Orten gibt es Sucht-Selbsthilfegruppen speziell für Angehörige oder für Suchtkranke und Angehörige. Hier finden Angehörige Menschen mit ähnlichen Erfahrungen und können feststellen, dass sie mit ihren Problemen nicht allein sind.
  • Wenn Angehörige erschöpft sind und gesundheitliche Probleme haben, können sie auch psychotherapeutische Unterstützung bekommen. Beratungsstellen und sozialmedizinische Dienste geben gern Auskünfte.

Sie leiden so stark unter der Sucht ihres Angehörigen, dass sie nicht selten selbst krank werden. Angehörige Suchtkranker brauchen selbst Hilfe und geeignete Ansprechpartner. Aus zweierlei Gründen. Um einerseits selbst Beistand zu haben und sich entlasten zu können. Andererseits brauchen sie Gesprächsmöglichkeiten und Erfahrungsaustausche, um sich im Zusammenleben mit dem suchtkranken Menschen geeignet verhalten zu können. Sie brauchen Menschen, mit denen sie ihre Entscheidungen im Umgang mit dem Suchtkranken durchsprechen können, um in dieser spannungsreichen Konstellation überzeugt reden und handeln zu können.

 

Empfehlungen für Angehörige:

  • Geben Sie sich nicht weiter die Schuld am Suchtverhalten ihres Partners, ihres Elternteils bzw. ihres Kindes.
  • Werden Sie selbst aktiv und holen Sie sich Hilfe!
  • Sprechen Sie offen mit einer vertrauensvollen Person über Ihre persönlichen Probleme.
  • Bleiben Sie nicht allein! Schließen Sie sich einer Gruppe an.
  • Beginnen Sie, wieder Ihre Interessen zu pflegen.
  • Tun Sie nicht weiter die Dinge, die ihr suchtkranker Angehöriger tun müsste.
  • Wenden Sie sich im Gebet an Gott. Er hat versprochen, Sie zu hören.

Kinder

Kinder sind besonders betroffen, denn sie sind dem veränderten Verhalten ihrer Mutter oder ihres Vaters hilflos ausgeliefert. Außerdem glauben sie oft, an den Problemen der Eltern schuld zu sein. Sie schämen sich! Unter anderem deshalb versuchen sie zu verhindern, dass andere Menschen sehen können, was in ihrer Familie vor sich geht.

Die meisten erwachsenen Kinder von Suchtkranken tragen die Erfahrungen in ihrem Elternhaus ein Leben lang mit sich herum. Sie können sich häufig  selbst nicht wertschätzen, haben Schwierigkeiten mit Veränderungen, neigen zu komplizierten Beziehungen und sind selbst erheblich suchtgefährdet. Dennoch geht ein Drittel gestärkt aus den Krisen ihrer Kindheit ins Leben. Sie verfügen über Resilienzen (Widerstandskräfte zur Bewältigung ihres Lebens) und meistern ihr Leben. Dennoch brauchen auch sie vertrauensvolle Gespräche über das in der Kindheit erlebte.

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