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Geschichte

Wattenscheid

Wir über uns

Geschichte des BlauKreuz Vereins Wattenscheid

Ursprünge in der Schweiz
Alkoholmissbrauch und Alkoholabhängigkeit waren und sind mit Abstand das Suchtproblem Nummer 1 in der Gesellschaft. Diese große Not vor Augen gründete der Schweizer Pfarrer Louis-Lucien Rochat am 21. September 1877 in Genf das Blaue Kreuz. Dazu war er bei einem Aufenthalt in England angeregt worden. Dort hatte er ehemalige Alkoholabhängige kennen gelernt, die mit Gottes Hilfe von ihrer Sucht freigeworden waren und die sich verpflichtet hatten, keinen Alkohol mehr zu trinken.

Bei der Gründungsversammlung wurde den Anwesenden eine Unterschriftsliste vorgelegt. Darauf verpflichteten sich 28 Personen, selbst keinen Alkohol zu trinken und den Missbrauch bei anderen zu bekämpfen. Die Anfänge waren mühsam. Nach einigen Jahren aber breitete es sich sehr schnell aus und kam auf dem Weg über die deutsche Schweiz auch nach Deutschland.

1885 entstand nach vorhergegangener Reise- und Vortragstätigkeit des Schweizer Pfarrers Arnold Bovet aus Bern der erste Blaukreuzverein auf deutschem Gebiet.

Die Anfänge in Wattenscheid
1895 kam es zur Gründung des Wattenscheider Vereins. Die „Seelenzahl“ der Stadt wird in den im Stadtarchiv gefundenen alten Unterlagen mit 15207 „Köpfen“ angegeben. Auf einem Buchdeckel noch vorhandener Protokollbücher (leider nicht vollzählig) wird der 1. September als Gründungsdatum genannt.

Der Verein entwickelte sich sehr rasch. Eindrucksvoll wird seine Arbeit und das Umfeld, in der diese geschah, in einem Bericht vom 1. November 1906 über die Einweihung des neuen Versammlungsraumes (ehemaliger Kindergarten der Zeche Centrum - jetzt Sparkassen-Filiale an der Bochumer Straße) beschrieben:

„Am 1. November fand hier (Wattenscheid) unter großer Beteiligung die Einweihung des neuen, schön ausgestatteten und geräumigen Blaukreuzsaales statt, der dem rührigen und blühenden Wattenscheider Verein von der Verwaltung der Zeche Centrum kostenfrei hergestellt worden ist. Man kann sich nur herzlich freuen über diese Anerkennung der segensreichen Wirkung der Blaukreuzarbeit und wünschen, daß auch anderenorts den meist armen Blaukreuzvereinen so geholfen würde. Die Gemeinden und industriellen Werke treiben nicht nur gesunde Sozialpolitik, sondern dienen auch ihren eigenen Interessen aufs beste, wenn sie die Enthaltsamkeits-bestrebungen nachdrücklich unterstützen. Als wir in die dicht gedrängte Menschenmenge hineinsahen und darunter so viele mit der Blaukreuznadel geschmückte Bergleute fanden, die mit ihren Frauen und manche auch mit den Kindern so fröhlich und glücklich dasaßen, da trat uns der sichtbare Segen der Blaukreuzarbeit so besonders klar vor Augen. Und als wir die Frage in die Versammlung warfen: „Wo wärt ihr jetzt, in dieser Stunde, wenn der Herr das Blaue Kreuz in Wattenscheid nicht hätte entstehen lassen?“ da schallte es zurück: „Im Wirtshause!“ - Als wir nachher heimreisten, da hörten wir überall aus den zahllosen Wirtshäusern Musik und Lärm. Es war ja Allerheiligen und alle Zechen und Fabriken standen still. Alle Vergnügungslokale schienen überfüllt zu sein. Da wurde das tief in der Erde so sauer verdiente Geld verpraßt. Und wenn es nun nachher im Haushalt an allen Ecken und Enden fehlt, dann wird über Hungerlöhne geklagt und über Streiks beraten. Wie glücklich, frisch und fröhlich waren doch die Männer und Frauen drinnen im Blaukreuzsaal im Vergleich zu dieser armen Wirtshausmenge. Wie nötig aber ist doch überall die Blaukreuzarbeit und wie groß ist das Gebiet, das einzunehmen ist. Und wenn schon der äußere Gewinn ein so großer ist, wieviel größer ist dann der Ewigkeitssegen der Blaukreuzarbeit, wenn wir das Wirtshausleben und den Trinker ansehen im Lichte des Wortes Gottes. (Jesaias 5, 12 und 14 und 1. Korinther 6,10.)"

„Der Herr mein Panier! - Deutsches Monatsblatt des Blauen Kreuzes“, 
Ausgabe Dezember 1906, Seite 95 f.

Familienarbeit
Schon recht bald wurde den Wattenscheider Blaukreuzlern bewusst, wie wichtig es ist, neben den Alkoholabhängigen auch deren Familienangehörige mit in die Arbeit einzubeziehen, sowie einen alkoholfreien Lebensraum zu schaffen. Daneben erkannte man recht früh die Bedeutung der vorbeugenden und bewahrenden Arbeit, die heute unter dem Begriff „Prophylaxe“ wesentlicher Bestandteil der Suchtkrankenarbeit ist.

So entwickelte sich eine engagierte Arbeit mit Kindern, die in Gruppen statt fand (der „Hoffnungsbund“ - erstmals 1912 erwähnt), die Jugendabteilung (um 1920 von dem auf der Zeche Centrum beschäftigten Büroangestellten Gottfried Hagemann gegründet), eine Frauenabteilung und mehrere Chöre. Auch die Schaffung eines Büchertisches mit Literatur zum Suchtgeschehen und zu Glaubens- und Lebensfragen fällt in diese Zeit.

Der Verein heute
Trotz mancherlei Unterbrechungen (politisches Verbot, Kriegseinwirkung, fehlende Mitarbeiter) sind diese Arbeitsformen auch heute im Wattenscheider Blaukreuz-Verein nicht wegzudenken. Sie wurden in neuerer Zeit ergänzt durch verschiedene
Sportgruppen.

Heute zählt der Verein 62 Mitglieder und einen etwa gleich großen Freundeskreis. Seine wöchentlichen Zusammenkünfte im Ludwig-Steil-Haus im Wattenscheider Osten haben durchschnittlich 100 Besucher.

Über das Angebot in den verschiedenen Gruppen hinaus erfolgen Informationsdienste in Krankenhäusern. Regelmäßig werden außerdem monatlich 150 Informationsschriften („füreinander“) zum Suchtgeschehen verteilt und entsprechende Gespräche angeboten.

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