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Gehörlosengruppe

Münchingen

Gehörlosengruppe

Die Gruppe trifft sich seit 2020 nicht mehr.

Alles hat seine Zeit

Abschieds- und Wiedersehensfest der Begegnungsgruppe für hörgeschädigte Alkoholkranke und Angehörige in Münchingen

Am 6. November 2021 konnte endlich unser bereits für Mai 2020 geplantes Fest gefeiert werden. Wir sind so froh und dankbar, dass es trotz der Corona-Einschränkungen genau zu diesem Zeitpunkt möglich war. Über 30 Personen mit teils weiten Anfahrtswegen waren der Einladung gefolgt und erhielten beim Stehempfang zur Begrüßung ein alkoholfreies Mixgetränk oder einen Punsch. Freunde und Bekannte aus anderen Begegnungsgruppen in Deutschland, Vertreter aus Kirche, Sozialarbeit und Beratungsstellen zählten zu unseren Gästen. Ebenso konnten wir hörende Betroffene und Angehörige willkommen heißen.

Das Festessen und den leckeren Nachtisch gaben Mitglieder aus unserem BK-Hauskreis unter Einhaltung der Hygienevorschriften aus. Nach langer Zeit ohne persönliche Begegnungen wurde die Zeit während des Essens eifrig für Plaudereien und Gespräche genutzt.
 
Walter Großmann zeigte nach einer Lüftungspause in einer Präsentation einen Abriss über die 28-jährige Geschichte der Gruppen – es bestand ja über mehrere Jahre eine zweite Gruppe in Aalen - mit Höhepunkten wie Treffen und Freizeiten. Leider gehörten auch traurige Ereignisse dazu, da mehrere Gruppenmitglieder während dieser Zeit verstarben oder den Absprung von der Sucht nicht schafften.

Das Ende der Gruppe bedeutet einen großen Verlust: fünf Jahren gab es in Deutschland noch fünf Gruppen für hörgeschädigte Alkoholkranke, jetzt nach Beenden der Münchinger Gruppe nur noch eine in Leipzig. Diese Tatsache machte sehr betroffen und wurde für alle sichtbar, als Walter das Rollup der Gruppe mit einem schwarzen Trauerflor versah. 

Den Reigen der persönlichen Grußworte eröffnete Gottfried Holland, Pfarrer im Ehrenamt in Münchingen. Er überbrachte Grüße und den Dank von der Kirchengemeinde, in der die Gruppe lange ihre Heimat hatte und immer willkommen war. Daniela Milz-Ramming, Landespfarrerin für Gehörlosenseelsorge in Württemberg, erzählte von den guten Beziehungen mit Gerlinde und Walter und dankte für den langjährigen Dienst an Suchtkranken. Als Vertreter des Blauen Kreuzes in Deutschland war Gert Kuchel, Vorsitzender im Finanzausschuss, angereist und richtete Dank und Segenswünsche vom Blauen Kreuz aus. Besonderen Dank und Anerkennung sprach Gunter Erbe, Vorstand der Stiftung Pro Kommunikation in Baden-Württemberg aus. Er bedauerte das Ende der Gruppe, wünscht sich sehr einen Neustart und versprach finanzielle Hilfe und Unterstützung für den Fall der Fortsetzung dieser speziellen Gruppenarbeit. Herzliche Grüße ließ auch Erika Steudle übermitteln, die die Gruppe mit aufgebaut und 15 Jahre mitgeleitet hatte.

Zwischen den Grußworten gab es immer wieder Auflockerungen wie beispielsweise ein Gebärdenlied, einen Geburtstagsgruß oder das Verteilen der praktischen Handyhalter des Blauen Kreuzes. Die schriftlich überbrachten Grußworte von Frau Dr. Gotthardt von der LWL-Klinik in Lengerich, von Frau Marita Kämmer von der Fachklinik Weser-Ems sowie Thomas Stritzke von der Klinik Erlangen wurden verlesen und von Angelika Gorn aus Leipzig gedolmetscht. Alle Grußworte beinhalteten den Dank für die gute und teils jahrzehntelange Zusammenarbeit und das Bedauern, dass durch das Gruppenende wieder ein stabilisierendes Angebot für Hörgeschädigte weggebrochen ist.

Der gehörlose Leiter der Selbsthilfegruppe in Leipzig, Joachim Gawlik, bedankte sich mit einem Geschenk aus Sachsen für viele gemeinsame Erlebnisse. Grüße aus Nürnberg überbrachte Katina Geissler vom Sozialen-Teilhabe-Zentrum der Gehörlosenseelsorge in Bayern und unterstrich dies mit einem Lebkuchenpräsent, ebenso ein Nürnberger Mitglied unserer ehemaligen Gruppe. Über die vielen Worte des Danks und der Anerkennung sowie die Geschenke freuten wir uns sehr.

Vor der Kaffeerunde brachte eine lustige Verlosung, bei der alle Lose gewannen, heitere Situationen in den Saal. Danach stand unseren Gästen eine große Auswahl von Kuchen am Buffet zur Verfügung. Es war klar: das ist unser letztes großes und gemeinsames Kaffeetrinken. Und dann hieß es: Auf Wiedersehen! Wann, wo und wie wird es eines geben? Wir spürten deutlich den eigenen Schmerz und auch den der Menschen und Freunde, mit denen wir über Jahre so viel erlebt und durchgestanden haben. Tschüss – und bleibt unter Gottes Schutz!

Walter und Gerlinde Großmann

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